Salvatore "Toto" Riina war von den 1970er Jahren bis zu seiner Verhaftung 1993 der Chef des Mafia-Clans aus der sizilianischen Stadt Corleone. Er war als rücksichtsloser und grausamer Mann bekannt, der nur das Biest genannt wurde. Riina galt einst als Capo del Capi der sizilianischen Mafia und war an mehr als tausend Morden beteiligt.
Bauer aus Corleone
Salvatore Riina wurde am 16. November 1930 in Corleone geboren. Als Teenager schloss er sich der örtlichen Mafia-Gruppe an, die zu dieser Zeit von einem angesehenen örtlichen Arzt, Michele Navarra, geleitet wurde.
Das kriminelle Leben von Toto Riina begann mit dem Eintritt in die Abteilung, deren Leiter Luciano Leggio war. 1949 erhielt Toto den Befehl, einen Mann namens Domenico DeMateo zu töten. Es war sein erstes Opfer. Für dieses Verbrechen wurde Salvatore verhaftet und 6 Jahre lang inhaftiert.
Nachdem er das Gefängnis verlassen hatte, kehrte er in sein altes Dorf zurück und beschäftigte sich mit Zigarettenschmuggel, Viehdiebstahl und Erpressung. In jenen Jahren nannten Banditen aus reicheren und mächtigeren Clans Mitglieder der Leggio-Gruppe abweisend "Bauern". Dieser Spitzname kostete jeden, der ihn mindestens einmal sprach, viel Geld. Mitte der 1950er Jahre wurden Luciano Leggio und sein Team weniger abhängig von dem obersten Chef Michele Navarra. Die Spannungen zwischen ihnen nahmen zu und Navarra beschloss, den rebellischen „Leutnant“ zu eliminieren. Im Sommer 1958 gab es einen erfolglosen Versuch, Leggio zu ermorden, der nur seine Wut entfachte.
Ein paar Wochen nach dem erfolglosen Attentat schlugen Luciano Leggio und seine Männer zurück. Zu den Mördern gehörten Salvatore Riina und Bernardo Provenzano. Am 2. August 1958 fuhren Navarra und ein anderer Arzt nach Hause, als sie von einem Hinterhalt unter Maschinengewehrfeuer gerieten. Das Auto war voller Kugeln, wodurch sowohl Navarra als auch sein Begleiter starben. In den folgenden Wochen und Monaten wurden mehrere der hingebungsvollsten Menschen in Navarra zerstört, und Leggio übernahm die Kontrolle über den Corleone-Clan.
"Corleonesi" unter der Leitung von Leggio
Vertreter der Bande aus Corleone wurden als gewalttätige Verbrecher berühmt, die jeden töteten, der ihnen im Weg stand. Die Polizei machte auf die Zunahme der Gewalt aufmerksam und identifizierte die Person, die für das Blutvergießen verantwortlich war. Bald wurden Riina, Provenzano und Legio auf die Fahndungsliste gesetzt. Etwa zur gleichen Zeit schloss sich Leggio den Anhängern von Salvatore Greco an, der den Krieg gegen Angelo Barber, den Anführer einer feindlichen Mafia-Struktur, führte. Diese Ereignisse gingen als Erster sizilianischer Mafia-Krieg in die Geschichte ein. Im Dezember 1962 wurde Calcedonio Di Pisa auf Befehl von Barber getötet, der beschuldigt wurde, Heroin von einer Partei gestohlen zu haben, die nach New York geschickt werden sollte. Als Antwort befahl Greco den Mord an Salvatore Barber. Die Morde dauerten bis 1963, als Angelo Barbera verhaftet wurde. Dieser Krieg zwang die Regierung jedoch, eine groß angelegte Operation gegen die Mafia zu organisieren, wodurch Hunderte von Menschen inhaftiert wurden. 1964 wurden Leggio und Riina in Gewahrsam genommen, aber es gelang ihnen, die Jury und die Zeugen einzuschüchtern. Wenig später wurde Riina freigelassen und ging wieder in den Untergrund. Für die nächsten 23 Jahre blieb er ein Geist.
Bis 1969, als Leggio herauskam, hat sich in der Struktur der Mafia viel verändert. Die Copula, die 1957 von Joseph Bonanno gegründet wurde, umfasste zu diesem Zeitpunkt nur drei ursprüngliche Teilnehmer: Gaetano Badalamenti, Stefano Bontade und Luciano Leggio. Bei Treffen war anstelle seines Chefs häufig sein Stellvertreter Salvatore Riina anwesend. Im selben Jahr wurde die Ermordung von Michele Cavatayo, einem ehemaligen Mitglied der Kopula und Anführer des Aquasantha-Clans, organisiert. Einer seiner Mörder war Riina. Danach erweiterten Banditen aus Corleone ihre Macht auf Palermo, das Zentrum der sizilianischen Mafia.
Mattanza, 1981-1983
Lejo, der sich in Mailand versteckte, wurde 1974 verhaftet, nachdem die Polizei auf sein Telefon geklopft hatte. Sogar aus dem Gefängnis heraus leitete er seine Angelegenheiten weiterhin durch Toto Riina und Bernardo Provenzano, die unter den Mafia-Kollegen als Le belve oder "wilde Tiere" bekannt waren. Riina begann, Verbündete in ganz Sizilien zu sammeln, um ihre Rivalen zu zerstören. Unter diesen Rivalen befanden sich Mitglieder der Copula, Gaetano Badalamenti und Stefano Bontade sowie Salvatore Incerillo und Tommaso Bushetta. Der zweite Mafia-Krieg wird normalerweise Mattanza genannt, ein Begriff für das Thunfischfischen in Sizilien. Der Katalysator für die Zunahme von Gewalt war die Entfernung von Gaetano Badalamenti vom Posten des Leiters der sizilianischen Mafia. Riina beschuldigte Badalamenti, Geld aus dem Verkauf von Drogen angeeignet zu haben, weshalb letztere nach Amerika fliehen mussten. Ein weiterer Grund für den Ausbruch des Krieges war die Ermordung von Giuseppe Di Cristina, dem Verbündeten von Salvatore Inzerillo, im Jahr 1978. Es war klar, dass Riina darauf abzielte, die höchste Macht in der sizilianischen Mafia zu übernehmen und die vollständige Kontrolle über den Drogenhandel zu erlangen.
1980 wurde Tomaso Buchetta aus dem Gefängnis entlassen und ging nach Brasilien, um sich nicht auf den Krieg einzulassen. Ein Jahr später wurde Stefano Bontade getötet und zwei Wochen später Incerillo erschossen. Damit wurden die Hauptfeinde der Banditen aus Corleone beseitigt. Riina hörte hier jedoch nicht auf und tötete konsequent alle ihre Verwandten und Freunde. Zum Beispiel hat Salvatore Kontorno 35 Familienmitglieder getötet. Infolgedessen hatte der sizilianische Mafioso Kontorno Angst um sein ganzes Leben und entschied sich für die einzige Art der Rache, ein Bundeszeuge zu werden.
Cadaveri eccelenti (strahlende Leichen)
Als die Corleonesis Macht und Reichtum erlangten, wuchs auch ihre Fähigkeit, die Regierung zu beeinflussen. Politiker arbeiten oft mit der Mafia zusammen, und diejenigen, die sich weigern, werden schnell entfernt. Zum Beispiel wurde 1971 der Staatsanwalt Pietro Scallione getötet, nachdem er das Grab seiner Frau besucht hatte. Er stand Vito Changchimino nahe, der später Bürgermeister von Palermo wurde und Befehle von Riina erfüllte. Im September 1982 zeigte die Mafia erneut, dass sie jede Person eliminieren könne und es nichts dafür geben würde. Carlo Alberto Dalla Chiesa wurde erschossen, ein italienischer General, der nach Sizilien kam, um die Mafiosi zu jagen und Mattanza ein Ende zu setzen. Danach wagte niemand mehr, die Verbrecher herauszufordern, bis Giovanni Falcone auftauchte. Anfangs erhielt er fast keine Hilfe von seinen Kollegen, weil jeder Angst hatte, von der Mafia getötet zu werden. Nach einiger Zeit beschloss die große Mafia Tomaso Buschetta auszusagen, um die Corleonesis zu bestrafen, die alle seine Verwandten tötete.
Bouchetta war eine der ranghöchsten Persönlichkeiten des organisierten Verbrechens, die jemals aussagten. Er enthüllte viele interne Details der Arbeit der Mafia und wies auf die vielen Personen hin, die an Mattanza beteiligt waren. Aufgrund der großen Menge an Informationen konnte Falcone 1986 den Fall vor den Obersten Gerichtshof bringen. Vor Beginn des Prozesses hat die Polizei mehrere Mafiosi aufgespürt, um sie strafrechtlich zu verfolgen. Toto Riina und sein Stellvertreter Bernardo Provenzano blieben jedoch auf freiem Fuß. Bushetta wurde der Hauptzeuge und schickte viele seiner alten Mitarbeiter und Feinde ins Gefängnis. Nach dem Prozess erkannte Falcone, dass er in Gefahr war und verbrachte seine letzten Jahre inmitten von Leibwächtern.
Der Mord an Falcone
Im Jahr 1992 konnte Salvatore Riina nach Falcone gelangen. Der Befehl zur Zerstörung ging bei Giovanni Brusca ein, der zur alten Mafia-Dynastie gehörte und seinem Chef gewidmet war. Am 23. Mai 1992 legten Bruska und seine Männer eine Bombe auf einen der Abschnitte der Autobahn, die zum Flughafen Palermo führen. Falcone und seine Frau fuhren in einem gepanzerten Fiat, begleitet von mehreren Polizisten. Bruska und seine Leute warteten in einiger Entfernung von der Straße auf sie. Sie warteten auf den richtigen Moment und als sich Falcones Auto der Bombe näherte, detonierten sie einen Sprengsatz. Mehrere Autos wurden gleichzeitig zerstört, darunter das Falcone-Auto sowie ein großer Teil der Straße. Falcone, seine Frau und drei Polizisten starben sofort. Danach wollte Riina Paolo Borsellino zerstören. Nur einen Monat später wurde Borsellino in der Nähe seines Hauses bei einer Autobombenexplosion getötet. Der Tod dieser beiden Menschenrechtsverteidiger wurde von einem Volk wütend gemacht, das es satt hatte, anhaltende Gewalt und ständige Angst vor den Banditen aus Corleone auszuhalten.
Verhaftung und Gerichtsverfahren
Unter dem Druck der Menschen mussten die Carabinieri alle Anstrengungen unternehmen, um Toto Riina zu fangen. Am 15. Januar 1993 wurde er direkt auf der Straße festgenommen und aus seinem eigenen Auto gezogen. Totos Aufenthaltsort wurde von seinem persönlichen Fahrer Baldassare Di Maggio gemeldet. Sie sagen, dass er während der Verhaftung von Riin die Carabinieri angeschrien hat: Communista! Vor Gericht behauptete Toto, er sei ein unschuldiger Buchhalter und habe keine Ahnung, dass er in den letzten drei Jahrzehnten Italiens meistgesuchter Verbrecher gewesen sei. Bald erschien die Nachricht von der Gefangennahme von Riina in den Zeitungen. Es war eine Überraschung, dass der Chef der Mafia all die Jahre in Palermo gelebt hat, unbemerkt und von niemandem identifiziert. 1974 verbrachte er sogar seine Flitterwochen in Venedig, und niemand wusste davon. Höchstwahrscheinlich hatten die Leute einfach keine Ahnung, wie er nach vielen Jahren auf der Flucht aussieht.
Riina wurde bereits in Abwesenheit zu zwei lebenslangen Haftstrafen wegen mehr als 100 Verbrechen verurteilt, darunter die Morde an Giovanni Falcone und Paolo Borsellino. 1998 wurde er wegen Mordes an Salvo Lim, einem korrupten Politiker, der eng mit Corleonesi verbunden ist, zu einer weiteren lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Derzeit befindet sich der gescheiterte Don Corleone Toto Riina in einem Hochsicherheitsgefängnis auf der Insel Sardinien. Im Jahr 2003 wurde berichtet, dass er im Mai und Dezember zwei Herzinfarkte erlitt.
