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Jüdischer Philosoph Martin Buber: Biographie, Leben, Kreativität und interessante Fakten

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Jüdischer Philosoph Martin Buber: Biographie, Leben, Kreativität und interessante Fakten
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Martin Buber ist ein großer jüdischer Humanist und Philosoph sowie eine bekannte öffentliche und religiöse Persönlichkeit. Diese Person ist mehrdeutig, sehr komplex. Einige Forscher betrachten ihn als Theoretiker, als Begründer des Zionismus. Andere werden als Existenzphilosoph der ersten Größenordnung bezeichnet. Wer war eigentlich Martin (Mordechai) Buber? Seine Biographie und Hauptwerke werden unserem Artikel gewidmet sein.

Der Philosoph lebte ein langes, aber armes Leben durch äußere Ereignisse. Dennoch sind ihm viele biografische Werke und Studien gewidmet. Der Name Buber ist weltberühmt. Er arbeitete in verschiedenen Bereichen der Kultur. Er berührte nicht nur die Philosophie der menschlichen Existenz, sondern auch Bildung, Kunst, Soziologie, Politik, Religion (insbesondere Bibelstudien). Seine Werke zum Chassidismus wurden in viele Sprachen der Welt übersetzt. Dem russischen Leser stehen jedoch nicht viele Werke dieses Philosophen zur Verfügung. Nur jüdische Kunst, Erneuerung des Judentums und eine Reihe von Artikeln wurden übersetzt. In den siebziger Jahren wurden sie in Spezialfonds umgeleitet. Bubers Werke wurden nachgedruckt und unter fortschrittlichen Sowjetbürgern in Samizdat verbreitet.

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Biographie von Martin Buber. Kindheit und Jugend

Mordechai (Martin) Buber wurde am 8. Februar 1878 in Wien in einer wohlhabenden jüdischen Familie geboren. Der Junge war noch nicht einmal drei Jahre alt, als sich seine Eltern scheiden ließen. Der Vater brachte seinen Sohn nach Lemberg (heutiges Lemberg, Ukraine), das damals zum Österreichisch-Ungarischen Reich gehörte. In dieser Stadt lebten Martins Großvater und Großmutter väterlicherseits - Solomon und Adele. Shlomo Buber (er starb 1906) war ein wohlhabender Bankier. Aber er war in Lemberg nicht dadurch berühmt, sondern durch die Tatsache, dass er ein brillanter Spezialist für die Textologie von Midrasch war. Daher wurde es als große Autorität in der chassidischen Gemeinde von Lemberg angesehen. Der Großvater vermittelte dem Jungen eine Liebe zur hebräischen Sprache. Er öffnete buchstäblich die Tür zu seinem Herzen für die faszinierende und mystische Welt des Chassidismus - eine religiöse Bewegung, die Mitte des 18. Jahrhunderts im jüdischen Umfeld Osteuropas entstand. Großmutter las Jungenauszüge aus der Kabbala, und sein Großvater brachte ihm Hebräisch bei, was ihm die Liebe zur Literatur und Religion einflößte.

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Chassidismus und die Philosophie des Dialogs von Martin Buber

In Lemberg erfuhr der zukünftige Philosoph vom "frommen" Judentum. Der Begründer des Chassidismus, Isroel Baal-Shem-Tov, glaubte, dass wahrer Glaube nicht in den Lehren des Talmud besteht, sondern in der Anhaftung an Gott von ganzem Herzen, dem mystischen Austritt einer begeisterten Seele aus der Körperschale im heißen und aufrichtigen Gebet. In dieser religiösen Ekstase findet der Dialog des Menschen mit dem Schöpfer des Universums statt. Daher weichen die Chassidim von den äußerlich restriktiven Verboten des Judentums ab. Diejenigen, die ständig mit Gott, den Zaddiks, kommunizieren, haben die Fähigkeit zur Prophezeiung und zum Hellsehen. Diese frommen Menschen helfen auch anderen Chassidim, die Ohren zu retten und von Sünden zu reinigen. Diese ganze mysteriöse und mystische Welt hat den jungen Martin Buber stark beeinflusst. In seinem Buch „Mein Weg zum Chassidismus“ sagt er, dass er in einem Augenblick die Essenz aller menschlichen Religionen erkannt habe. Dies ist Kommunikation, Dialog mit Gott, die Beziehung zwischen mir und dir.

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Bildung Jugend

Großvater-Bankier sorgte dafür, dass sein Enkel eine hervorragende Ausbildung hatte. Mit achtzehn Jahren schrieb sich Martin Buber an der Universität Wien ein. Nach seinem Abschluss setzte er seine Ausbildung an den Hochschulen Zürich und Leipzig fort. An der Universität Berlin waren seine Lehrer W. Dilthey und G. Simmel. Mit zwanzig interessierte sich der junge Mann für den Zionismus. Er war sogar Delegierter des dritten Kongresses dieser jüdischen Bewegung. Im neunzehnhunderteinsten Jahr war er Herausgeber der zionistischen Wochenzeitung De Welt. Als sich die Partei trennte, gründete der damals in Berlin lebende Buber seinen eigenen Verlag namens The Judicher Ferlag. Es produzierte jüdische Bücher in deutscher Sprache. Die Jugend hat das Interesse an Fragen des Chassidismus nicht geschwächt. Er übersetzte eine Reihe von Kurzgeschichten und Gleichnissen von Rabbi Nachman aus Bratslav ins Deutsche. Später widmete er den Chassidismus den Werken Gog und Magog (1941), The Secret Light (1943) und Pardes Hashidut. Buber schenkt viel Aufmerksamkeit und soziale Aktivitäten.

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Zionismus und Sozialismus

1916 wurde Martin Buber Chefredakteur des Monats Der Yude. Diese Veröffentlichung ist zum Sprachrohr der geistigen Wiedergeburt der Juden geworden. Er gründete das Nationale Jüdische Komitee, das zu Beginn des Ersten Weltkriegs die Interessen des osteuropäischen Jischuw vertrat. Und schließlich formulierte der Philosoph 1920 seine sozialen Positionen. Er proklamierte sie in Prag auf dem zionistischen Kongress. Diese Position ist in ihrer Klasse dem Sozialismus nahe. In Bezug auf die nationale Frage proklamierte Buber "Frieden und Brüderlichkeit mit dem arabischen Volk" und forderte beide Nationalitäten auf, "in einer neuen gemeinsamen Heimat" zusammenzuleben. Die Position I - You, ein Dialog, in dem jede Seite die "Wahrheit" der anderen hören und verstehen kann, bildete die Grundlage der Philosophie des Denkers.

Zweiter Weltkrieg und spätere Jahre

Zwischen den beiden Kriegen arbeitete Buber an der Universität Frankfurt. Er war Professor an der Abteilung für Ethik und Philosophie des Judentums. Als die Nationalsozialisten im dreiunddreißigsten an die Macht kamen, verlor der Philosoph seinen Job. Bald musste er aus Deutschland in die Schweiz fliehen. Später wanderte er aus diesem Land aus, das im Zweiten Weltkrieg neutral blieb. Martin Buber, dessen Zitate über das friedliche Zusammenleben zwischen Juden und Palästinensern leider "die Stimme eines Menschen waren, der in der Wildnis weint", zog nach Jerusalem. In dieser heiligen Stadt lebte der Philosoph von 1938 bis 1965. Er starb am 13. Juni im Alter von siebenundachtzig Jahren. In Israel arbeitete Buber als Professor am Institut für Soziologie der Universität von Jerusalem. Anfang der sechziger Jahre erhielt er den Ehrentitel des ersten Präsidenten der israelischen Akademie der Wissenschaften.

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Anthropologischer Ansatz in der Philosophie von Martin Buber

Schon als Student nahm der Philosoph lebhaft an den Nietzscheanischen Jugenddiskussionen teil. Die Lehre des Führers und der Menge, "kleine Männer", war für ihn inakzeptabel. Gleichzeitig verstand er, dass Nietzsche versuchte, das Problem der einzigartigen menschlichen Existenz in einer Welt in den Vordergrund zu stellen, in der "Gott den Menschen seine Gegenwart verweigert". Es muss jedoch auf der Grundlage des Wertes jedes Einzelnen entschieden werden, glaubte Martin Buber. "Das Problem des Menschen" ist in erster Linie eine polemische Arbeit, in der der Wissenschaftler Nietzsches Postulate kritisiert. "Der Wille zur Macht" kann seiner Meinung nach nicht als Richtschnur für starke Persönlichkeiten und freie Köpfe dienen. Ein solcher Ansatz wird nur zu einer noch größeren Diktatur führen. In den Nietzscheanischen Diskussionen sowie unter dem Einfluss von Dilthey und Zimer, seinen Lehrern, reift Bubers eigenes Konzept der Anthropologie.

Martin Buber, ich und du: Zusammenfassung

Diese Arbeit kann natürlich als die Hauptarbeit in der philosophischen Arbeit des Denkers bezeichnet werden. Darin setzt Buber das Verhältnis von "Ich - Es" und "Ich - Du" auf verschiedene Skalen. Nur im letzteren Fall ist Dialog möglich, zwischenmenschliche Live-Kommunikation. Wenn eine Person etwas oder jemanden als „es“ bezeichnet, wird nur eine zweckmäßige Verwendung erzielt. Aber Persönlichkeit ist kein Mittel, sondern ein Ziel. Die Beziehung zu einem anderen wie in „Du“ verleiht dem Teilnehmer des Dialogs eine spirituelle, wertvolle Natur. Bronislaw Malinowski prägte den Begriff "Mana" im philosophischen Kreislauf. Dieses polynesische Wort spiegelt sehr genau das Gefühl vorreligiöser Einsicht wider, das Gefühl der unsichtbaren Kraft, die von einer Person, einem Tier, einem Baum, einem Phänomen und sogar einem Objekt getragen wird. Laut Buber führen diese beiden Arten von Beziehungen zu gegensätzlichen Weltkonzepten. Natürlich ist es für eine Person schwierig, ständig im "Ich-Du" -Zustand zu sein. Aber einer, der die Außenwelt immer als „Es“ bezeichnet, verliert seine Seele.

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Religionswissenschaft

Ein weiteres grundlegendes Werk, das Martin Buber schrieb, war Two Images of Faith. In diesem Buch erinnert sich der Philosoph an seine Kindheitseindrücke vom Eintritt in die Welt eines mystischen, leicht sinnlichen Chassidismus. Er kontrastiert es mit dem talmudischen Judentum. Sie können auch zwei grundlegende Ansätze für den Glauben unterscheiden. Die erste, Pistis, ist ein rationaler „griechischer“ Ansatz. In diesem Sinne ist Glaube Information, die berücksichtigt wird. Es kann Wissen oder sogar eine „wissenschaftliche Hypothese“ genannt werden. Ein solcher Pistis-Glaube ist einer Emuna entgegengesetzt. Es basiert auf Vertrauen, lebendiger Liebe und der Einstellung zu Gott als „Du“. Buber zeichnet nach, wie sich das frühe Christentum allmählich vom biblischen Geist, der mit der herzlichen, sensorischen Wahrnehmung des himmlischen Vaters verbunden ist, zum kirchlichen Dogma mit seinen toten Mustern abwandte.

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Mystik

An den Universitäten Zürich und Wien besuchte Martin Buber, dessen Philosophie sich zunehmend dem Existentialismus zuwendet, Psychoanalysekurse. Er interessiert sich für die menschliche Person in all ihren Aspekten. Der Wissenschaftler nimmt die Ideen der Mystik überhaupt nicht als mentale Pathologie wahr. Das Thema seiner Dissertation war ein umfassendes Studium der Philosophie von Meister Eckhart und Jacob Böhme. Diese deutschen Mystiker des Spätmittelalters hatten großen Einfluss auf Buber. Als Schüler von Dilthey versuchte der Philosoph, sich an die religiöse Erfahrung des beschämten Dominikaners Eckhart zu gewöhnen. Dafür haben alle Pilgerfahrten, Umkehr und Fasten, alles, was durch die Orthodoxie auferlegt wird, keinen Wert, wenn eine Person nicht die Gemeinschaft mit Gott sucht. Böhme argumentiert auch, dass die Gebote drinnen sein müssen, auf die Tafeln des Herzens geschrieben und nicht draußen, wie Dogmen.